Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Kein Zeuge darf überleben!
Bericht über eine Gedenkstättenfahrt nach Ruanda im April/ Mai 2025
Vortrag von Jona Winstroth, Düsseldorf
Angeregt durch die aktuellen und zuweilen lebhaften Debatten über das (post-)koloniale Erbe und seinen Stellenwert in der Gedenkkultur Deutschlands, hat der Arbeitskreis mittlerweile damit begonnen, sich auch mit dem Thema „Kolonialismus“ auseinanderzusetzen.
Im Völkermord der Hutu an den Tutsi vom April bis Juli 1994 entlud sich ein Konflikt, dessen gesellschaftliche und politische Wurzeln auf die deutsche und später belgische Kolonialherrschaft zurückging. Seit den 1950er Jahren kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen über die Vorherrschaft im Land, die sich auch nach der Unabhängigkeit Ruandas fortsetzten. Im Jahr 1994 eskalierte der Konflikt. Vom 7. April an bis Mitte Juli 1994 ermordeten Angehörige der Hutu-Mehrheit etwa 75% der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit sowie Hutu, die sich dem Völkermord widersetzten. Mehr als 800.000 Menschen kamen in diesen beinahe 100 Tagen um, zum Teil in kaum zu beschreibender Grausamkeit und skandalöserweise weitgehend ignoriert von der Weltöffentlichkeit.
Ruanda wurde in den folgenden Jahren für seine besondere juristische Aufarbeitung der Verbrechen durch die sogenannten Gacaca-Gerichte (traditionelle Gemeindegerichte) auf regionaler Ebene bekannt und ebenso für seine einzigartige Versöhnungspolitik und das Gedenken, das sich alljährlich auf die 100 Tage des Völkermordes erstreckt (kwibuka). Nach dem Völkermord entstanden in ganz Ruanda eine Reihe von Gedenkstätten und Mahnmalen, meist an den Orten von Massengräbern oder an den historischen Orten, an denen Hunderte oder Tausende Menschen zu Tode gekommen waren.
Auf seiner Reise hat sich der Arbeitskreis sowohl mit der deutschen Kolonialgeschichte in Ruanda als auch mit dem Genozid und seinen Folgen befasst und die Stätten der Verbrechen und der Versöhnung aus der Zeit vor 30 Jahren besucht. Die Teilnehmenden der Reise haben an verschiedenen Gedenkveranstaltungen und Gottesdiensten teilgenommen, Zeitzeugen des Völkermords gehört und befragt, mit den Vertretern und Vertreterinnen relevanter Ministerien gesprochen, die deutsche Botschafterin in der Hauptstadt Kigali aufgesucht und einige Projekte kennengelernt, die der Versöhnung und Einheit der Bevölkerung dienen.
Die Reise fand in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Herrn Dr. John Wesley Kabango, statt, Leiter der Region Afrika der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal.
Jona Winstroth, seit 5 Jahren Mitarbeitender der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, war dabei und wird über eine Reise berichten, von der alle Teilnehmenden erschüttert und nachdenklich und vor allem mit vielen Fragen zurückgekehrt sind.
Der Eintritt ist frei.