Jüdische Alltagsgeschichte sichtbar machen

Tafeln im Velberter Stadtgebiet informieren

Im Schutz der Unterherrschaft Hardenberg ließen sich in Velbert schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts jüdische Viehhändler und Metzger mit ihren Familien nieder und gründeten im Jahr 1803 an der Kuhstraße die erste Synagoge im Bergischen Land überhaupt. Im Stadtteil Neviges wurde 1791 „im Kuhlendahl“ der erste jüdische Friedhof in dieser Region angelegt.

Diese Besonderheit in Velbert ist der Ausgangspunkt für das Projekt, an ausgewählten Stellen die Alltagsgeschichte der Juden zu beschreiben und jüdische Persönlichkeiten als Bürger und emanzipierte Mitglieder der Stadtgesellschaft zu präsentieren.

Jüdische Geschichte ist mehr als Verfolgungsgeschichte

Neu ist diese Idee deshalb, weil sich die Erinnerung an die Juden in deutschen Städten in der Regel auf deren Verfolgung und Ermordung fokussiert – durch Straßenschilder, Informationstafeln und Stolpersteine. Damit wird allerdings ein Bild jüdischer Geschichte erzeugt, das unvollständig ist und ausschließlich die “Opferseite“ der jüdischen Geschichte betont.

Die Dominanz dieser “Vorstellung vom Juden“ als Opfer, die sich auch in den Geschichtsbüchern der Schule hartnäckig hält (Juden als Opfer mittelalterlicher Pogrome und Diskriminierung, Juden als Opfer des Holocaust), hat aber schwerwiegende Folgen. Übersehen wird dabei nämlich erstens, dass Juden mehr oder weniger akzeptierte Nachbarn, Kollegen und Mitschüler waren, dass sie politisch und gesellschaftlich Stimme und Gehör hatten, dass sie an der Gestaltung des öffentlichen und politischen Raums Anteil nahmen und auch hatten. Zweitens wird nicht erkannt, dass Juden auch während der NS-Zeit auf Zwangsmaßnahmen nicht nur reagierten, sondern Initiativen ergriffen, um Lösungen für die sich verschärfenden Probleme zu finden. Und drittens – möglicherweise die gravierendste Folge – wird übersehen, dass es heute noch und wieder Juden gibt, auch in Deutschland, auch im Bergischen Land.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal und dem Gymnasium Langenberg, der Stadt Velbert und der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen.

Die Tafeln finden Sie an folgenden Standorten:

Velbert-Langenberg

Jüdischer Friedhof, Oberer Eickeshagen
Synagoge und Jüdische Schule, Kuhstraße
Familie Nathan, Nathan-Platz
Kaufhaus A. Weyl, Kamperstraße 8
Sally und Rebecca Knopf, Hauptstraße 75

Velbert-Neviges

Jüdischer Friedhof, Zwingenberger Weg
Synagoge, Hölzerstraße 19
Kaufhaus Heumann, Elberfelder Straße/ Markt
Sanitätsrat Dr. Windmüller, Elberfelder Straße 21

Velbert-Mitte

Jüdischer Friedhof, Am Nordpark
Familie Aaron und Betstube, Bahnhofstraße 1-3

Langenberg

1 Friedhof

Oberer Eickeshagen

Schon für das Jahr 1697 ist die Anwesenheit von Juden in Langenberg bezeugt: Aus Dokumenten geht hervor, dass in diesem Jahr Samuel Abraham den Herren von Wendt Tribut zahlen musste. Die Langenberger Juden haben im 17. und 18. Jahrhundert ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Neviges bestattet.
Um 1800 aber soll Levi Moses das Gelände am Oberen Eickeshagen in Langenberg im Auftrag der jüdischen Gemeinde erworben haben, um einen eigenen Friedhof anzulegen. Dafür galten und gelten gewisse Regeln: die Gräber werden nach Osten ausgerichtet, männliche Besucher tragen wie in der Synagoge eine Kopfbedeckung, am Schabbat besucht man die Gräber nicht und statt Blumen legt man kleine Steine zum Andenken auf die Grabsteine. Weil Juden die Auferstehung der Toten bei der Ankunft des Messias erhoffen, dürfen die Gräber natürlich nie aufgelassen werden.

Auf dem jüdischen Friedhof sind heute noch 32 Grabsteine zu finden, darunter auch zwei von Mitgliedern der großen Familie Steilberger: Das Grab von Rosa Israel, geb. Steilberger (1823-1864) und das von Lazarus Leser Steilberger (1819-1890). Der älteste Stein auf diesem Friedhof ist der für Jona ben Schlomo, der wahrscheinlich 1834 gestorben ist. Zuletzt wurde hier 1931 Karoline Cohen, geb. Salomon begraben.

JGrab von Leeser Steilberger

Das Grab von Leeser Steilberger. Das Symbol der Kanne weist auf seine Herkunft aus dem Stamm der Leviten hin.

Der jüdische Friedhof Langenberg

Jüdischer Friedhof Langenberg

Fotografien: Ulrike Schrader/ Sammlung Frank Overhoff

The Jewish presence in Langenberg has been attested as early as for the year 1697: Documents show that the same year Samuel Abraham had to pay tribute to the Lord of Wendt. Throughout the 17th and 18th century, the Jewish community of Langenberg buried their dead in the Jewish cemetery in Neviges.
Around 1800, however, Levi Moses supposedly bought the premises of Oberer Eickeshagen in Langenberg on behalf of the Jewish community in order to set up a cemetery. For that, certain rules applied: The graves are facing the East, male visitors wear head coverings just like in the synagogue, graves ought not to be visited on Shabbat and instead of flowers, small stones are placed on the tombstones in memory of the dead. Since Jews hope for the resurrection of their dead at the Messiah’s arrival, graves can obviously not be vacated.
Today, 32 graves can still be found in the Jewish cemetery, including two family members of the Steilbergers: The graves of Rosa Israel, née Steilberger (1823-1864), and Lazarus Leser Steilberger (1819-1890). The oldest grave stone in this cemetery belongs to Jona ben Schlomo, who presumably died in 1834. In 1931, Karoline Cohen, née Salomon, was the last person to be buried here.

2 Synagoge. Schule

Kuhstraße

Die Geschichte der Juden in Langenberg, heute ein Stadtteil Velberts, begann 1697 mit Samuel Abraham. Erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts wuchs die Zahl der jüdischen Einwohner allmählich und erreichte mit 100 Personen im Jahr 1858 ihren Höhepunkt – Langenberg hatte damals 3106 Einwohner. Bald aber verließen immer mehr Juden Langenberg und suchten vor allem in großen Städten ihr Auskommen.
Zum Gebet versammelten sich die Langenberger Juden zunächst vermutlich in Privat- räumen. Im Jahr 1785 erteilte Freiherr von Wendt die Erlaubnis zum Bau einer Synagoge. Aber erst 1803 haben Simon Salomon und David Herz im Auftrag der Gemeinde zwei normale Wohnhäuser an der Kuhstraße gekauft, die sie als Synagoge und Schule umbauen ließen.
Die Langenberger Synagoge war die älteste im Bergischen Land. Die Familie Steilberger stellte drei Generationen lang die Gesetzesschreiber und Lehrer der Gemeinde.
In der benachbarten Schule wurden die jüdischen Kinder in Tora und Talmud, in jüdischer Geschichte und in der hebräischen Sprache unterrichtet. Das Gehalt für die Lehrer musste von den Eltern aufgebracht werden. Aber die Kinder gingen auch in öffentliche Schulen. Simon Herz war im Herbst 1845 der erste jüdische Schüler an der Rectoratschule. Bis 1937 besuchten 68 jüdische SchülerInnen aus Langenberg und Umgebung die höheren Schulen in Langenberg.
Weil die Zahl ihrer Mitglieder sank, konnte die Synagoge seit Anfang des 20. Jahrhunderts nur noch an hohen Feiertagen genutzt werden. Im Jahr 1926 schließlich verkaufte die Gemeinde die Gebäude, in denen man nun Wohnungen einrichtete. Wegen Baufälligkeit wurden die Häuser 1972 bzw. 1978 abgerissen.

Blick in die Kuhstraße, rechts die
Synagoge mit der Schule

Synagoge Langenberg

Fotografie: Sammlung Wilfried Schmidt

Jewish history in Langenberg, which today constitutes a district of Velbert, began in 1697 with Samuel Abraham. Only by the mid-18th century the number of Jewish inhabitants gradually increased and peaked in 1858 with 100 people – by then, Langenberg had 3106 inhabitants in total. Soon, however, more and more Jews left this place especially for large cities in order to find their livelihood there.
Initially, the Jews of Langenberg presumably gathered for prayer in private spaces. In 1785, the Baron of Wendt granted a permit for the construction of a synagogue. But it was not until 1803 that Simon Salomon and David Herz bought two ordinary homes on Kuhstraße on behalf of their community, which they converted into a synagogue and school.
The synagogue of Langenberg was the oldest one in the region of the Bergische Land. The Steilberger family provided the community’s legal scholars and teachers for three generations.
Jewish children attending the adjacent school were taught in Torah, Talmud, Jewish history, and Hebrew. The teachers’ salary had to be raised by their parents. But the children also attended public schools. In the fall of 1845, Simon Herz attended the Rectoratschule as the first Jewish student. Until 1937, a total of 68 Jewish students from Langenberg and the surrounding area attended the high schools of Langenberg.
Since the beginning of the 20th century, the synagogue could only be used on High Holidays due to the diminishing number of members. In 1926, the congregation eventually sold the buildings, which subsequently were converted into apartments. Due to their dilapidation, the houses were demolished in 1972 and 1978, respectively.

3 Famile Nathan

Nathan-Platz

Die jüdische Familie Nathan lebte in fünf Generationen in Langenberg. Erste Spuren führen nach Hammelburg in Franken, wo um 1758 Mannes Nathan geboren wurde. Er kam vor 1810 nach Langenberg und verdiente seinen Lebensunterhalt als Handelsmann und Metzger.
Viele Juden arbeiteten als Viehhändler und Schlachter und kombinierten so ihre kaufmännische Erfahrung mit großer Kompetenz als Schlachter und Metzger: Aus dem jüdischen Gesetz des rituellen Schächtens, das mit einer großen Sorgfalt einherging, produzierten jüdische Metzger eine auch bei Christen weit anerkannte Fleischqualität.
1922 übernahm Adolf Nathan (1886-1942) die väterliche Viehhandlung. Seine Frau Betty, geb. Windmüller (1888-1942) unterstützte ihn in kaufmännischen Dingen und versorgte arme Familien mit Milch. Die Nathans lebten mit ihren beiden Söhnen Ernst und Walter als liberale Juden unter den christlichen Langenbergern.
Im Ersten Weltkrieg war auch Adolf Nathan Soldat und wurde sogar mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Noch 1935, zwei Jahre nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, erhielt Adolf Nathan als ehemaliger „Frontkämpfer“ das „Ehrenkreuz“. Auch deshalb konnten die Nathans nicht glauben, dass ihnen in Deutschland Gefahr drohte. Aber in der Pogromnacht im November 1938 wurden sie überfallen, misshandelt und ihre Wohnungseinrichtung zerstört.
Der Sohn Ernst (1916-1997) wanderte noch im selben Jahr nach England aus. Sein Bruder Walter (1920-2019) war schon 1937 nach Palästina emigriert.
Die Auswanderungspläne der Eltern aber scheiterten. Im Oktober 1941 wurden sie gemeinsam mit Walter und Bella Isaac, geb. Wolff als die vier letzten jüdischen Langenberger in das Ghetto von Łódź deportiert und im September 1942 in Chełmno ermordet.

Betty und Adolf Nathan

Betty und Adolf Nathan

Fotografie: Sammlung Otto Bürger

For five generations, the Jewish family of Nathan lived in Langenberg. First traces lead to Hammelburg in the region of Franconia, where Mannes Nathan was born around 1758. He came to Langenberg before 1810 and earned his keep as a tradesman and butcher.
Many Jews worked as cattle traders and butchers and therefore combined their commercial expertise with their high competence as slaughterers and butchers. According to the Jewish ritual law of slaughter, which complied with utmost care, Jewish butchers produced a meat quality that was also highly acknowledged by Christians.
In 1922, Adolf Nathan (1886-1942) took over his father’s cattle trade business. His wife Betty, née Windmüller (1888-1942), supported him in commercial matters and provided poor families with milk. Together with their two sons, Ernst and Walter, the Nathans lived as liberal Jews in the midst of the Christian Langenbergers.
In World War I, Adolf Nathan became a soldier and was even awarded the Iron Cross.
Even as late as 1935, two years after the Nazi-takeover, Adolf Nathan was awarded the “Cross of Honor” as a former “front-line combatant.” Also because of that, the Nathans could not believe that there was any threat of danger for them in Germany. But on the night of the pogrom in November 1938 they were attacked, abused, and their furniture was destroyed.
That same year, their son Ernst (1916-1997) emigrated to England. His brother Walter (1920-2019) had already emigrated to Palestine in 1937.
Only their parents’ plan to emigrate failed. Together with Walter and Bella Isaac, née Wolff, they were deported to the Ghetto of Lódź as the four remaining Jews of Langenberg in October 1941. They were killed in September 1942 in Chełmno.

4 Kaufhaus A. Weyl

Kamperstraße 8

Der jüdische Kaufmann Anselm Weyl (1831-1898) war der Gründer und Eigentümer mehrerer „Manufakturwarengeschäfte“ in Erkelenz und Kleve, und auch sein Bruder und sein Sohn waren erfolgreiche Geschäftsleute.
In Langenberg wurde das Warenhaus „A. Weyl“ aber erst nach seinem Tod gegründet, im Jahr 1898, und zwar durch seine Witwe Flora, geb. Leffmann (1844-1919). Auch sie war eine tüchtige Unternehmerin, die das Ladenlokal zweimal gründlich renovieren und modernisieren ließ (1906 und 1913) und mit attraktiven Anzeigen in der Lokalzeitung für ihr breites Angebot an Mänteln, Garderobe und Wäsche warb.
Flora Weyls Sohn Moritz (1872-1936) führte das Geschäft weiter, aber nach einem Schlaganfall im Jahr 1932 übertrug er sein Warenhaus dem jüdischen Kaufmann Walther Peine und zog nach Mönchengladbach.
Aber mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden jüdische Geschäftsinhaber zunehmend unter Druck gesetzt. Auch die traditionsreiche Firma „A. Weyl“ blieb nicht vor der so genannten „Arisierung“ verschont: 1936 kam sie in den Besitz des „Volksgenossen“ Wilhelm Neu, der nun damit Reklame machte, ein „rein deutsches Geschäft“ zu führen.

Das Gechäftshaus A. Weyl

Gechäftshaus A. Weyl

Fotografie: Arbeitskreis Alt-Langenberg

The Jewish merchant Anselm Weyl (1831-1898) was the founder and owner of various stores selling manufactured goods in Erkelenz and Kleve. His brother and his son were successful businessmen as well.
But it wasn’t until his death that his widow Flora, née Leffmann (1844-1919), founded the store “A. Weyl” in Langenberg in 1898. She was also considered a hardworking entrepreneur, who renovated and modernized the salesroom twice (in 1906 and 1913) and promoted a wide range of coats, wardrobe, and linen through attractive advertisements in local newspapers.
Flora Weyl’s son Moritz (1872-1936) continued the business until he suffered a stroke in 1932, after which he transferred ownership of the store to the Jewish merchant Walther Peine and moved to Mönchengladbach.
But when the National Socialists came into power, Jewish business owners were increasingly put under pressure. Even the long-established company “A. Weyl” was not spared from the so-called “Aryanization”: In 1936, the “national comrade” Wilhelm Neu acquired the store, and as of then advertised that he was leading a “purely German business.”

5 Sally und Rebecka Knopf

Hauptstraße 75

Sally und Rebecka Knopf

Sally Simon Knopf und seine Frau Rebecka Knopf, geb. Steilberger

Rebecka Knopf (1851-1935) war eins der zwölf Kinder von Samuel Steilberger und seiner Frau Friederike Simon aus Neviges. Samuel war 1814 geboren worden und stammte aus einer frommen jüdischen Weberfamilie. Sein Großvater war Toragelehrter und Mohel (Beschneider) in Langenberg gewesen, und auch sein Vater unterrichtete hier die jüdischen Kinder. Samuel hatte noch mindestens sechs Geschwister, von denen die meisten – wie er selbst – große Familien gründeten. Sein Bruder Leeser zum Beispiel hatte 14 Kinder.
Rebecka heiratete 1875 den Kaufmann Sally Simon Knopf (1845-1922) aus Birnbaum in Posen. Die Eheleute führten von 1900 bis 1902 ein „Waarenhaus“ in Langenberg, aber schon im März 1887 hatten sie in Freiburg ein Geschäft gegründet, mit dem sie großen Erfolg hatten.
Bald gehörten über 50 Filialen in Süddeutschland, in der Schweiz, im Elsass und im Saarland zum Knopf-Imperium. Bis 1918 galten die Kaufhäuser der Familie Knopf als bekannteste Warenhauskette im Deutschen Reich.
Rebecka starb 1935 in Freiburg, hochbetagt als Mutter vieler Kinder und Enkelkinder.

Das Geschäftshaus der Firma Sally Knopf,
um 1900

Geschäftshaus der Firma Sally Knopf, um 1900

Alle Abbildungen: Sammlung Rügländer, Luzern

Samuel Steilberger and his wife Friederike Simon from Neviges had twelve children, one of whom was Rebecka Knopf (1851-1935). Samuel was born in 1814 and descended from a devout Jewish family of weavers. His grandfather had been a Torah scholar and Mohel (circumciser) in Langenberg, where his father taught Jewish children as well. Samuel had at least six siblings, most of whom – like himself – started large families of their own. His brother Leeser, for example, had 14 children.
In 1875, Rebecka married the merchant Sally Simon Knopf (1845-1922) from Birnbaum in Posen. From 1900 until 1902, the couple operated a “store” in Langenberg, but they also had already established a very successful business in Freiburg in March 1887.
Soon, more than 50 branches belonged to the Knopf-Empire in southern Germany, Switzerland, Alsace and Saarland. Until 1918, the stores of the family Knopf were considered to be the best-known store chain in the German Reich.
As an aged mother and grandmother, Rebecka died in Freiburg in 1935.

Neviges

1 Friedhof

Zwingenberger Weg

Die älteste Spur jüdischer Geschichte in Velbert führt nach Neviges. Hier hat 1678 ein wohl als Metzger tätiger Jude namens Marcus Fleisch auf das Schloss Hardenberg geliefert. 1694 erhielt die Herrschaft Hardenberg das Recht, von den drei in ihren Grenzen wohnenden jüdischen Familien eine Steuer für Begräbnisse zu erheben. Unbekannt ist, ob die Juden in dieser Zeit schon ein Grundstück als Friedhof kaufen konnten.
Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts siedelten sich mehr Juden in Neviges an. Der älteste Grabstein erinnert an die 1791 hier beerdigte Bela, die Tochter des Elieser. Auch die Juden aus Langenberg und Velbert haben damals ihre Toten hier zu Grabe getragen. Die letzte Beisetzung soll am 15.10.1929 erfolgt sein, einen Stein dafür gibt es aber nicht.
Auf diesem jüdischen Friedhof wurden während des Zweiten Weltkriegs dreißig nicht-jüdische sowjetische Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter bestattet. Weitab der Stadtgesellschaft erinnert daran heute ein Gedenkstein.

Übersetzung der Inschrift des Grabsteins für Bela, die Tochter des Elieser:

Eine tüchtige Ehefrau, die Gutes tat wie Abigail, ist hier begraben.
Sie wandelte auf rechtem Pfad und achtete die Gebote des Ewigen.
Sie war die Frau Bela, Tochter des ehrwürdigen Elieser, seligen Angedenkens,
die Ehefrau des ehrwürdigen Mosche HaKohen.
Sie starb und wurde begraben
am Vorabend des heiligen Schabbat, 3. Elul 551 nach kleiner Zählung.
Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.

Der jüdische Friedhof Neviges

Jüdischer Friedhof Neviges

Fotografie: Frank Overhoff

The oldest trace of Jewish history in Velbert leads to Neviges. Here, a Jewish man named Marcus, who probably worked as a butcher, delivered meat to the Castle Hardenberg in 1678. In 1694, the Reign of Hardenberg obtained the right to raise a tax for burials from the three Jewish families who lived within their borders at the time. It is unknown whether Jews were allowed to buy a property for a cemetery at that time.
Only in the second half of the 18th century more and more Jews settled down in Neviges. The oldest gravestone commemorates Bela, the first daughter of Elieser, who was buried in 1791. At that time, the Jews from Langenberg and Velbert also buried their dead here. The last burial supposedly took place on October 15th,1929, although there is no gravestone to be found there today.
Throughout World War II, thirty non-Jewish Soviet prisoners of war and foreign workers had been buried in this Jewish cemetery. Today, a memorial stone commemorates them, far away from the urban society.

Translation of the inscription of Bela’s gravestone, the daughter of Elieser:

A hardworking wife, who did good like Abigail, is buried here.
She walked on the right path and respected the commandments of the Infinite.
She was Mrs. Bela, daughter of the dignified Elieser, of blessed memory,
wife of the dignified Mosche HaKohen.
She died and was buried
on the eve of the holy Shabbat, 3rd Elul 551 according to the small count.
May her soul be embedded in the bundle of life.

2 Synagoge

Hölzerstraße 19

Die Geschichte der Juden in der selbständigen Stadt Neviges, heute ein Stadtteil Velberts, begann 1678 mit einem Juden namens Marcus, der wohl Metzger war. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl der jüdischen Einwohner und erreichte mit 64 Personen in der Jahrhundertmitte ihren Höhepunkt, während 1842, ungefähr zur selben Zeit, 10.104 Bürger in Neviges wohnten. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts verließen immer mehr Juden den Ort und suchten in den großen Städten ihr Auskommen.
Seit 1782 gibt es in Neviges und Langenberg Hinweise auf Räume, in denen man zum Gottesdienst zusammenkam. In Neviges betraf das 1824 ein „Privathaus“ und 1843 einen „gemietheten Bet Saal“. Etwa zwanzig Jahre später traf man sich 1861 in einem Gebäude in der Hölzerstraße, und noch 1899 hieß ein Fußweg dort oberhalb der Wilhelmstraße „An der Synagoge“. Es ist nicht bekannt, in welchem Zeitraum das kleine Haus den Nevigeser Juden als Synagoge diente und vielleicht sogar gehörte.
1928 wollte der damalige Besitzer, Hermann van Onna, das leerstehende Gebäude seinem Schwager für einen Ausbau zum Wohnhaus zur Verfügung stellen. Das Vorhaben scheiterte jedoch an der Baufälligkeit des Hauses. Im Frühjahr 1929 wurde es abgerissen.

Die Synagoge in der Hölzerstraße,
abgerissen 1929

Die Synagoge in der Hölzerstraße, abgerissen 1929

Fotografie: Sammlung R. Brebeck

Jewish history in the autonomous town of Neviges, which today constitutes a district of Velbert, began in 1678 with a Jewish man named Marcus, who probably was a butcher. Since the beginning of the 19th century, the number of Jewish inhabitants increased and peaked in the middle of the century with 64 people, while around approximately the same time, in 1842, a total of 10.104 citizens lived in Neviges. Up until the beginning of the 20th century, more and more Jews left this place to find their livelihood in the large cities.
The first indications for spaces used to gather for worship can be traced back to 1782. In Neviges, this relates to a private home in 1824 and a rented prayer room in 1843. Approximately twenty years later, in 1861, people met in a building on Hölzerstraße and in 1899 a footpath above Wilhelmstraße was named “An der Synagoge”. The period of time in which the small house functioned as a synagogue or maybe even belonged to the Jewish community of Neviges is unknown.
In 1928, the owner, Hermann van Onna, wanted to place the empty building at the disposal of his brother-in-law in order to convert it into a residential building. However, the undertaking failed due to the house’s dilapidation. It was torn down in the spring of 1929.

3 Kaufhaus Heumann

Elberfelder Straße/ Markt

Erste Spuren der jüdischen Familie Heumann führen nach Stommeln bei Köln, wo Abraham Heumann vermutlich 1766 geboren wurde. Dann kamen Heumanns nach Neviges und blieben hier über vier Generationen. Abraham hatte einen für Juden typischen Beruf: Er war Händler. Seine drei Söhne aber waren Handwerker: Wie viele bergische Juden besaßen sie einen Webstuhl und fertigten Bänder und Tuche an.
Der Enkel Abraham Heumann, geboren 1842, gründete am Ende des 19. Jahrhunderts das Bekleidungsgeschäft A. Heumann. Er hatte damit zunehmend Erfolg, so dass sein Sohn Jakob „Julius“ Heumann, geboren 1882, das Geschäft im Jahr 1910 in einem großen Neubau am Marktplatz weiterführen konnte. Die Firma überstand die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Ersten Weltkrieg, nicht aber die nationalsozialistische „Arisierung“. Das Geschäftshaus wurde 1936 von einer nichtjüdischen Familie erworben.

Walter Nathan, geb. 1920, erinnerte sich 2012 an seinen jüdischen Religionsunterricht im Haus der Familie Heumann:

„Jede Woche fuhr ich mit dem Fahrrad nach Neviges. Dort besaß die Familie Heumann ein Kaufhaus. In der darüber liegenden Wohnung im ersten Stock versammelten sich die jüdischen Kinder aus Neviges und Langenberg, die dort den jüdischen Religionsunterricht besuchten. Der Lehrer kam aus Elberfeld nach Neviges. Er gab den Schülern gute Noten, obwohl die immer wieder Ausreden fanden, am Unterricht nicht teilzunehmen.“

Das Kaufhaus Abraham Heumann
ca. 1926 während des Baus der städtischen
Kanalisation nach der Typhus-Epidemie

 Das Kaufhaus Abraham Heumann ca. 1926 während des Baus der städtischen Kanalisation nach der Typhus-Epidemie

Fotografie: Stadtarchiv Velbert

First traces of the Jewish family Heumann lead to Stommeln near Cologne, where Abraham Heumann was presumably born in 1766. Subsequently, more Heumanns came to Neviges and remained over the course of four generations. Abraham had a job that was considered to be typical for Jews: He was a trader. His three sons, however, where craftsmen: Like many other Jews in the region of the Bergische Land, they owned a loom and produced ribbons and clothes.
At the end of the 19th century, the grandchild Abraham Heumann, born in 1842, founded the clothing store “A. Heumann.” He became increasingly successful, so that his son Jakob “Julius” Heumann, born in 1882, was able to continue the business in a new building on the town square in 1910. While the company survived the economic difficulties during World War I, it did not survive the National Socialist “Aryanization.” The business premises were eventually bought by a non-Jewish family in 1936.

In 2012, Walter Nathan, born in 1920, recalled the Jewish religious education in the house of the Heumann family:

“Every week, I rode my bike to Neviges, where the Heumann family owned a store. In the upstairs apartment on the first floor, Jewish children from Neviges and Langenberg gathered to attend the Jewish religious classes. The teacher commuted from Elberfeld to Neviges. Although time and again the students found new excuses not to attend the lessons, he gave them good grades.”

4 Sanitätsrat Dr. Windmüller

Elberfelder Straße 21

Levi Windmüller, 1849 in Oelde geboren, ließ sich 28-jährig als praktischer Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer in Neviges nieder. Er verpflichtete sich zudem, als Armenarzt tätig zu sein. Schnell wurde er hier heimisch und gründete 1880 mit Johanna Ganz aus Bünde eine Familie: 1883 kam Walter zur Welt und 1886 Werner.
Als angesehener Bürger und Mitglied der Freisinnigen Partei wurde Levi Windmüller 1897 in den Gemeinderat gewählt und war auf dessen Vorschlag von 1906 bis 1919 Beigeordneter der Stadt. 1920 starb er und wurde auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg in Elberfeld beigesetzt.
Windmüllers Sohn Walter studierte ebenfalls Medizin und übernahm die Praxis seines Vaters in der Elberfelder Straße 21. Als er sich mit dem Kriegsbeginn 1914 wie viele jüdische Männer mustern ließ, wurde er wegen eines Augenfehlers für untauglich erklärt.
Aber als überzeugter Patriot bestand er darauf, einberufen zu werden. Der Bürgermeister von Neviges sorgte dafür, dass Walter 1918 aus dem Militär entlassen wurde, um sich zusammen mit einem Kollegen wieder um die Bevölkerung kümmern zu können.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten zog Walter Windmüller mit seiner Frau Else Jacoby in die anonymere Großstadt Köln. Dort waren die Arbeitsmöglichkeiten für die in Bedrängnis geratenden jüdischen Ärzte zunächst noch etwas besser als in der Kleinstadt. Auf Dauer konnten sie jedoch auch hier nicht bleiben und wanderten deshalb 1939 nach Montevideo aus.
Walters Bruder Werner Windmüller studierte Pharmazie und führte eine Apotheke in Remscheid. Auch er musste Deutschland verlassen und emigrierte 1936 mit seiner Frau Friedel Lewy über Jugoslawien nach Palästina.

Johanna, Werner, Levi und Walter
Windmüller, v.l.n.r.

Johanna, Werner, Levi und Walter Windmüller, v.l.n.r.

Fotografie: Sammlung Wilfried Schmidt

At the age of 28, Levi Windmüller, born in 1849 in Oelde, settled down in Neviges as a practitioner, surgeon and obstetrician. Additionally, he committed himself to work as a doctor for the poor. He quickly felt at home and in 1880 he started a family of his own with Johanna Ganz from Bünde: In 1883, Walter and in 1886 Werner were born.
As a respected citizen and member of the Liberal Party, Levi Windmüller was voted into the municipal council in 1897 and upon their proposal he served as an alderman of the city from 1906 until 1919. He died in 1920 and was buried in the Jewish cemetery at the Weinberg in Elberfeld.
Windmüllers’ son Walter also studied medicine and took over his father’s practice in Elberfelder Straße 21. Like many Jewish men, he underwent a physical examination at the beginning of the war in 1914, but was rejected as unfit due to an eye defect. As a convinced patriot, however, he insisted on being enlisted. The mayor of Neviges ensured that Walter was released from his military duties in 1918, in order to take care of the general public along with his colleague.
After the National Socialists came to power, Walter Windmüller moved to the more anonymous city of Cologne together with his wife Else Jacoby. Initially, in comparison to small towns, the job opportunities for Jewish doctors, who were increasingly put under pressure, were slightly better there. In the long run, however, they couldn’t stay in Cologne, which is why they emigrated to Montevideo in 1939.
Walter’s brother Werner Windmüller studied Pharmaceutics and lead a pharmacy in Remscheid. Like his brother, he had to leave Germany and, together with his wife Friedel Lewy, emigrated via Yugoslavia to Palestine in 1936.

Velbert-Mitte

1 Friedhof

Am Nordpark

Mit Moses Salomon kam 1747 ein erster Jude nach Velbert, der aber zum Christentum übertreten musste, um in der Stadt bleiben zu dürfen. Erst 1808 lebte hier eine jüdische Familie, und weitere kamen hinzu. Ihre Toten haben die Velberter Juden jedoch zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Neviges bestattet, bis sie irgendwann vor dem Jahr 1839 ein Grundstück für einen eigenen Friedhof kauften. Der Velberter Stadtrat unterstützte ihr Vorhaben beim Landrat in Elberfeld, der die Errichtung eines Friedhofs genehmigen musste. Spätestens seit 1841 durften die Juden ihre Toten auf ihrem „Todtenacker“ zu Grabe tragen. Auf dieses Jahr deutet das älteste Dokument über eine Beerdigung: die der Regina Isaac, geb. Eisendrath. Zuletzt wurde 1938 Amalie Krückertskothen, geb. Süskind in Velbert begraben.
Am 9. Juli 1940 verkaufte die für den Friedhof zuständige jüdische Gemeinde Wuppertal-Elberfeld das Grundstück an die Velberter Firma August Engels. Das war nicht freiwillig, da nach jüdischem Verständnis Grabstätten nicht aufgelassen werden dürfen. Auch waren die jüdischen Gemeinden seit 1939 nicht mehr autonom, sondern in der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ organisiert und der Gestapo unterstellt. Die Firma AE hat die Ziegel der Umfassungsmauer beim Bau von Zwangsarbeiter-Baracken verwendet. Mindestens sechs Grabsteine aus Velbert befinden sich heute auf dem jüdischen Friedhof Weißenburgstraße in Elberfeld.
Im September 1950 errichtete die Stadt Velbert auf dem Friedhofsgelände einen Gedenkstein mit einem Text aus Psalm 9, den Rabbiner Dr. Max Eschelbacher (London) enthüllte.
Unbekannte Täter brachen 1954 die bronzenen Buchstaben heraus und stahlen sie. Der Text wurde daraufhin in die Stele eingemeißelt.

Rabbiner Eschelbacher bei der
Einweihung des Gedenksteins, 1950

Rabbiner Eschelbacher bei der Einweihung des Gedenksteins, 1950

Fotografie: Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

In 1747, Moses Salomon came to Velbert as the first Jewish inhabitant. In order to be allowed to stay in the city, however, he had to convert to Christianity. Only in 1808, the first Jewish family lived here, and others came along. Initially, the Jews of Velbert buried their dead in the Jewish cemetery in Neviges, until they bought premises for their own cemetery sometime before 1839. The city council of Velbert supported their undertaking in front of the county commissioner in Elberfeld, which had to authorize the construction of a cemetery. No later than 1841, Jews were eventually allowed to bury their dead in their own cemetery. The oldest documentation of a burial indicates this year: It was that of Regina Isaac, née Eisendrath. The last burial in Velbert was that of Amalie Krückertskothen, née Süskind, in 1938.
On July 9th, 1940, the Jewish congregation of Wuppertal-Elberfeld, who had been in charge of the cemetery, sold the premises to the company of August Engels from Velbert. This did not happen voluntarily, since according to the Jewish understanding, tombs cannot be vacated. Additionally, Jewish congregations had not been autonomous since 1939. Instead, they belonged to the “Reich’s Federation of Jews in Germany” and were subject to Gestapo control.
The company August Engels used the bricks of the enclosing wall for the construction of barracks for forced laborers. Today, at least six gravestones from Velbert are located in the Jewish Cemetery Weißenburgstraße in Elberfeld. In September 1950, the city of Velbert built a memorial stone with a text from Psalm 9 on the cemetery’s grounds, which was unveiled by the rabbi Dr. Max Eschelbacher (London).
Unknown perpetrators broke out the bronze letters and stole them. Thereupon, the text was engraved in the column.

2 Familie Aaron

Bahnhofstraße 1-3

Die Familie Aaron war eine angesehene Familie in Velbert. 1882 zog der Klempner Leser Aaron (1858-1928) von Essen hierher. Erfolgreich führte er ein Haushaltswarengeschäft, zuerst in der Kirchstraße 16 und zuletzt in dem großen Geschäftshaus Bahnhofstraße 1-3.
Aaron heiratete 1885 Helene Isaac (1856-1924), eine Tochter des Velberter Metzgers Isaac Isaac. Sie engagierte sich im Jüdischen Frauenverein für Kranke und Hilfsbedürftige.
Ihren Kindern eröffneten Leser und Helene vielversprechende Perspektiven. Die Töchter Margarethe (1889-1942), Hedwig (1895-1943) und Theodora (1897-1941) heirateten jüdische Geschäftsmänner. Die jüngste Tochter, Else (1899-1936), studierte – für Frauen damals ungewöhnlich – Medizin und ließ sich als Kinderärztin in Elberfeld nieder. Dort war der ältere Sohn, Siegfried (1887-1945), als Rechtsanwalt tätig. Friedrich (1891-1961), der jüngere Sohn, übernahm das väterliche Geschäft.
Seit 1891 gehörte Leser Aaron bei den Stadtverordnetenwahlen zur Gruppe des gehobenen Bürgertums. Als Patriot diente er beim Militär und trat dem Landwehr- und Kriegerverein bei. Als Sportler wurde er Ehrenmitglied des Velberter Turn- und Spielvereins. Ab 1913 war Aaron Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Velbert–Heiligenhaus. Er engagierte sich für den Bau einer Synagoge, wozu es jedoch nicht mehr kam. Sein Sohn Friedrich stellte der Gemeinde ab 1934 ein Zimmer in seinem Haus als Gebetsraum zur Verfügung. In der Pogromnacht wurde dessen Einrichtung vollständig zerstört.
Als Leser Aaron starb, veröffentlichten sowohl die Velberter Zeitungen als auch Vereine, die Innung der Installateure und die Jüdische Gemeinde Nachrufe, die ihm als verdienst- und ehrenvollen Bürger der Stadt Anerkennung zollten.

Urkunde Aaron

Abbildung: Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

The family Aaron was a respected family in Velbert. In 1882, the plumber Leser Aaron (1858-1928) moved here from Essen. He successfully lead a household supply store, at first in Kirchstraße 16 and finally in the large office building in Bahnhofstraße 1-3.
In 1885, Aaron married Helene Isaac (1856-1924), the daughter of the butcher Isaac Isaac from Velbert. She committed herself to the Jewish Women’s Association for ill and needy people.
Leser and Helene opened up promising vistas for their children. Their daughters Margarethe (1889-1942), Hedwig (1895-1943) and Theodora (1897-1941) married Jewish businessmen. The youngest daughter, Else (1899-1936), studied medicine – which was uncommon for women at that time – and open her own practice as a pediatrician in Elberfeld. Their older son, Siegfried (1887-1945), worked as a lawyer there. The younger son, Friedrich (1891-1961), took over his father’s business.
With regard to municipal elections, Leser Aaron belonged to the group of the upper middle class since 1891. Considering himself a patriot, he served in the military and joined the reservists’ and veterans’ association. As an athlete, he became an honorary member of the Turn- und Spielverein in Velbert.
Since 1913, Aaron was provost of the Jewish congregation in Velbert-Heiligenhaus. He engaged in the construction of a synagogue, which, eventually, did not happen. Starting in 1934, his son Friedrich supplied the congregation with a prayer room in his house. Its furnishings were completely destroyed during the pogrom night.
When Leser Aaron died, newspapers as well as obituaries by the associations, the installers’ guild, and the Jewish congregation portrayed him as a meritorious and honorable citizen of the city.

Förderung

Idee und Initiative: Frank Overhoff

Logos Förderer