Hinweise und Nachrichten zum Jahresausklang

Solidarität für jüdisches Leben

Liebe Gäste der Begegnungsstätte Alte Synagoge,

der Anschlag auf Jüdinnen und Juden, die im australischen Sydney den Beginn des Chanukka-Fests feiern wollten, und die Zahl der Toten und Verletzten haben uns schockiert und entsetzt. Wieder einmal wurde die lebensbedrohliche Gefahr offensichtlich, die durch antisemitische, hassende Menschen überall lauert. Es ist zu vermuten, dass noch viele weitere Menschen Opfer solcher Verbrechen würden, wenn Polizei und Sicherheitskräfte die Pläne dazu nicht rechtzeitig entdeckten und die Angriffe verhinderten.

Traditionell sind die acht Tage des Chanukka-Festes eine Zeit, in der Jüdinnen und Juden ihre Identität, ihr Jüdischsein in nichtjüdischer Umwelt freimütig zeigen. Es ist ein einladendes Fest, geprägt von Offenheit, Weitherzigkeit und Dialog. Darum werden achtarmige Leuchter ins Fenster gestellt, weil jüdische Familien zeigen möchten, dass sie da sind.

Solche Offenheit ist akut gefährdet, und deshalb braucht sie Schutz, auch symbolischen. Wir möchten Sie mit hoher Dringlichkeit bitten, am Donnerstag, den 18. Dezember, um 17 Uhr zum Geschwister-Scholl-Platz in Barmen zu kommen, um in großer Zahl am Entzünden der 5. Kerze auf dem großen Chanukkaleuchter teilzunehmen und damit Solidarität mit der jüdischen Gemeinde in unserer Stadt, aber auch mit Jüdinnen und Juden überall auf dieser Erde zu bekunden.

Unsere nächsten Veranstaltungen im Jahr 2026 finden Sie auf unserer Homepage unter folgendem link: https://alte-synagoge-wuppertal.de/veranstaltungen.

In Berlin ist vor wenigen Tagen eine Seitenstraße des Fraenkelufers nach Regina Jonas (1902-1944), der ersten Rabbinerin der Welt, benannt worden (s. Zeitungsartikel in Anhang). Die Lebensgeschichte dieser Persönlichkeit, die 1935 zur Rabbinerin ordiniert wurde, ist für sich allein schon äußerst interessant. Mit Wuppertal verbindet sie ihre Liebe zu Rabbiner Dr. Joseph Norden (1870-1943), der fast 30 Jahre lang an der Elberfelder Synagoge amtierte. Mit Eintritt in seinen Ruhestand 1935 zog der Witwer wieder in seine Heimatstadt Hamburg und lernte dann dort die halb so alte Regina Jonas kennen und lieben. Beide wurden Opfer des Holocaust.

Die Begegnungsstätte Alte Synagoge hat die berührenden „Liebesbriefe“ von Rabbiner Joseph Norden an Regina Jonas herausgegeben, und wer noch kein Weihnachtsgeschenk hat – das Buch ist im Verlag Hentrich & Hentrich erschienen und kann über den Buchhandel bestellt werden (wie auch die beiden ersten Bände der Joseph-Norden-Werkausgabe, die ich allesamt gern empfehle!)

Apropos Weihnachtsgeschenk: Auch das Kinderbuch von Andrea Behnke, „Der Duft von Apfelkuchen. Die Geschichte des Mädchen Renate Inow aus Elberfeld", ist bei Hentrich & Hentrich verlegt und im Buchhandel erhältlich. Eine ideale Lektüre für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren.

Die Nachricht über die Seligsprechung des Jesuitenpaters Victor Dillard, von der jüngst in der Zeitung zu lesen war, erinnert uns daran, dass die „Wuppertaler Kirchengeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus“ ebenfalls ein immer noch (bei uns) erhältliches, sehr informatives und erhellendes Büchlein ist, das gut unter den Weihnachtsbaum passt. Auch Victor Dillard hat darin sein Kapitel und seinen Ort.

Schließlich noch ein Informationspixel: Eine der wenigen unzerstörten Zeugnisse bildhauerischer Tätigkeit jüdischer Künstler im öffentlichen Raum Wuppertals sind die Dekor-Elemente an der Fassade des ehemaligen Fernmeldeamts an der Briller Straße – über dieses Gebäude wurde kürzlich berichtet. Beauftragter Künstler für den Fassadenschmuck war Leopold Fleischhacker (1882-1946), der auch das Portal der Stadtbücherei an der Kolpingstraße und die beiden Figuren darüber geschaffen hat. Diese Werke haben die Bilderstürmerei der Nationalsozialisten, vermutlich aus reinem Unwissen, überstanden und zeugen noch heute von der einstigen Selbstverständlichkeit, mit der Juden am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben partizipierten. Man kann nur hoffen und wünschen, dass ein solches Miteinander irgendwann wieder möglich wird – womit dieses Schreiben an seinen Anfang zurückgekehrt ist.

Wir wünschen Ihnen nun friedliche Chanukka-Tage, ein gesegnetes Weihnachtsfest und für das neue Jahr alles Gute!

Mit herzlichen Grüßen, Ihre Ulrike Schrader und Team

Foto: Christoph Schönbach
Berliner Tagesspiegel, 13.12.2025
Foto: Ulrike Schrader