Tafeln im Velberter Stadtgebiet informieren

Im Schutz der Unterherrschaft Hardenberg ließen sich in Velbert schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts jüdische Viehhändler und Metzger mit ihren Familien nieder und gründeten im Jahr 1803 an der Kuhstraße die erste Synagoge im Bergischen Land überhaupt. Im Stadtteil Neviges wurde 1791 „im Kuhlendahl“ der erste jüdische Friedhof in dieser Region angelegt.

Diese Besonderheit in Velbert ist der Ausgangspunkt für das Projekt, an ausgewählten Stellen die Alltagsgeschichte der Juden zu beschreiben und jüdische Persönlichkeiten als Bürger und emanzipierte Mitglieder der Stadtgesellschaft zu präsentieren.

Jüdische Geschichte ist mehr als Verfolgungsgeschichte

Neu ist diese Idee deshalb, weil sich die Erinnerung an die Juden in deutschen Städten in der Regel auf deren Verfolgung und Ermordung fokussiert – durch Straßenschilder, Informationstafeln und Stolpersteine. Damit wird allerdings ein Bild jüdischer Geschichte erzeugt, das unvollständig ist und ausschließlich die “Opferseite“ der jüdischen Geschichte betont.

Die Dominanz dieser “Vorstellung vom Juden“ als Opfer, die sich auch in den Geschichtsbüchern der Schule hartnäckig hält (Juden als Opfer mittelalterlicher Pogrome und Diskriminierung, Juden als Opfer des Holocaust), hat aber schwerwiegende Folgen. Übersehen wird dabei nämlich erstens, dass Juden mehr oder weniger akzeptierte Nachbarn, Kollegen und Mitschüler waren, dass sie politisch und gesellschaftlich Stimme und Gehör hatten, dass sie an der Gestaltung des öffentlichen und politischen Raums Anteil nahmen und auch hatten. Zweitens wird nicht erkannt, dass Juden auch während der NS-Zeit auf Zwangsmaßnahmen nicht nur reagierten, sondern Initiativen ergriffen, um Lösungen für die sich verschärfenden Probleme zu finden. Und drittens – möglicherweise die gravierendste Folge – wird übersehen, dass es heute noch und wieder Juden gibt, auch in Deutschland, auch im Bergischen Land.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal und dem Gymnasium Langenberg, der Stadt Velbert und der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen.