Mehr deutsch als jüdisch
Das Modell der Solinger Synagoge steht nun in der Stadtbibliothek Solingen
Als Dauerleihgabe ist das Holzmodell der Synagoge Solingen, gebaut von Dipl. Ing. Andrea Jensen, Braunschweig, nun in der Satdtbibliothek Solingen öffentlich zu sehen. Die Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal hat sich von diesem wertvollen Ausstellungsstsück getrennt, weil jetzt durch neue Objekte einer jüdischen Familie in den USA Platz geschaffen werden musste. Dr. Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungssätte, ist sich sicher, dass das Modell in Solingen genau am richtigen Platz ist: "Die Stadt Solingen und viele einzelne engagierte Menschen wie Dr. Horst Sassin, Michael Sandmüller, Daniela Tobias und Armin Schulte sorgen schon seit Langem hier für ein hohes Bewusstsein für die Geschichte der Juden in Solingen und für das Thema "Nationalsozialismus". Deshalb ist unsere Entscheidung richtig, das wertvolle Objekt nach Solingen zu geben. Es bleibt ja trotzdem Eigentum der Begegnungsstätte in Wuppertal."
Anhand der Architektur der Bergischen Synagogen lässt sich die dynamische Entwicklung des Judentums im 19. Jahrhundert sehr anschaulich erkennen: Sind die Synagogen in Langenberg (1802) und Schwelm (1819) noch nach althergebrachtem Muster eingerichtetet, nämlich mit dem Tisch für die Lesung aus der Tora in der Mitte, so verschiebt sich dieses räumliche und spirituelle Zentrum in der Elberfelder Synagoge (1865) nach vorn, und Bankreihen für die Beter werden fest installiert. So bleibt das auch in Solingen (1872) und in Barmen (1897). Die Synagogen gewinnen dadurch mehr und mehr ein kirchliches Aussehen, und das war auch gewollt: Die Juden wollten im 19. Jahrhundert ihre Zugehörigkeit zur protestantischen Leitkultur in Preußen auch durch die Art ausdrücken, in der sie ihre Gottesdienste gestalteten.
