Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

„Es tut mir Leid, dir diesen Schmerz zu bereiten“

Antonie Giese und ihre einsame Entscheidung

In der Krugmannsgasse 2 in Wuppertal-Elberfeld, wo heute der Eingang zur Begegnungsstätte Alte Synagoge ist, lebte die jüdische Witwe Antonie Giese. Die schon seit vielen Jahren schwer kranke, gelähmte Frau konnte aus ihrer Wohnung heraus beobachten, wie in der Nacht zum 10. November fanatische und randalierende SA-Männer die Synagoge in Brand steckten, das Inventar zertrümmerten und plünderten. In den nächsten Tagen sah sie, wie Männer aus der Nachbarschaft über die Mauer kletterten, um aus dem Keller der verwaisten Synagoge brauchbare Sachen zu stehlen: Möbel, Kohlen, Säcke mit Holz und einen Kanonenofen. Der Winter stand vor der Tür.

 

Alle Demütigungen und Schikanen, die die Nationalsozialisten gegen die Juden in Deutschland erfanden, bekam auch Antonie Giese zu spüren. Zuletzt, im Sommer 1942, die Auffordung, ihre Wohnung zu verlassen und in das jüdische Altersheim in der „Straße der SA“ 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße) zu ziehen. Diesem Befehl aber widersetzte sie sich. Stattdessen nahm sie sich am 1. Juli 1942 das Leben.

 

Anlässlich ihres Todestages berichtet Dr. Ulrike Schrader aus den erhaltenen Akten und rekonstruiert die Geschichte und das Ende einer Persönlichkeit, die die Arbeit der Begegnungsstätte seit ihrem Beginn begleitet.

 

Eintritt frei

Abschiedsbrief von Antonie Giese (Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge)