Begegnungsstätte Alte Synagoge Wupeprtal
Es wird nicht eher hell, bis es ganz dunkel gewesen ist
Das Lagertagebuch des Isy Aronowitz, Dezember 1940 bis August 1943
Ein Abend mit Richard Aronowitz (London) und Christoph Heyl (Essen)
Isy Aronowitz, ein junger Mann aus Wuppertal-Elberfeld, wurde am 28. Oktober 1938, wie rund 17.000 weitere Juden und Jüdinnen polnischer Staatsangehörigkeit, an die Grenze zu Polen deportiert. Später kam er in das Ghetto von Łódź und in zwei Zwangsarbeitslager. Eines dieser Lager stand im Zusammenhang mit dem Autobahnbau, das andere mit einem Rüstungsbetrieb. Während dieser Zeit gelang es ihm, ein Tagebuch zu führen – 302 Seiten hat er beschrieben. Die Aufzeichnungen enden, kurz bevor Aronowitz in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt wurde. Mit dem Heranrücken der Roten Armee wurde er, wie viele der noch lebenden Häftlinge, auf einen so genannten "Todesmarsch" gesetzt. Mit viel Glück gelang ihm die Flucht. Er überlebte den Holocaust. Später emigrierte er nach Australien und starb 1989 in Melbourne.
Das Tagebuch von Isy Aronowitz liegt nun in einer von Christoph Heyl herausgegebenen wissenschaftlichen Edition vor, die 2025 im Metropol Verlag (Berlin) in der Schriftenreihe der "Arbeitsstelle Holocaustliteratur" (Justus-Liebig-Universität Gießen) erschien. Dieser Text ist wie kaum eine andere Quelle geeignet, die Rolle des Autobahnbaus im nationalsozialistischen Staat als Thema sichtbar zu machen. Er schafft ein Bewusstsein dafür, dass die Autobahnen Teil einer weit ausgreifenden "Topografie des Terrors" waren. Das Tagebuch ist ein menschlich anrührendes Zeitdokument, ein beeindruckendes Beispiel der Holocaust-Memoirenliteratur. Richard Aronowitz, Isys Großneffe, arbeitete Teile des Tagebuchs in seinen Roman Five Amber Beads (2006) ein.
Richard Aronowitz und Christoph Heyl stellen das Tagebuch vor und berichten von ihrer Arbeit als Herausgeber aus literaturwissenschaftlicher und geschichtswissenschaftlicher Perspektive.
Richard Aronowitz ist der Großneffe von Isy Aronowitz und Verfasser der Romane Five Amber Beads, It’s just the Beating of my Heart, An American Decade, Night Comes Down und einer Sammlung von Gedichten, Life Lessons. Er ist außerdem seit 30 Jahren in London als Kunsthistoriker tätig, derzeit als Global Head of Restitution am Auktionshaus Christie’s. https://www.richardaronowitz.com/
Prof. Dr. Christoph Heyl ist Anglist und Historiker. Nach Stationen in London, Berlin und Bamberg wurde er auf den Lehrstuhl für Britische Literatur und Kultur an der Universität Duisburg-Essen berufen. Seine Forschungsgebiete reichen von der Literatur und Kultur der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.
https://www.uni-due.de/anglistik/english_literary_and_cultural_studies/christoph_heyl.php
Es wird eine Reihe weiterer Veranstaltungen über diese neu entdeckte Quelle geben, darunter am 29. Oktober in der Universität Duisburg-Essen, am 26. November im Fritz Bauer-Institut in Frankfurt sowie am 10. Dezember in der Universität Wuppertal.
Eintritt frei
